Wirbelsäulenzentrum Heidelberg - Dr. Wiedenhöfer & KollegenAktuelle InformationenTel: +49 (0) 6221 983-2525

Bandscheibenvorfall
Lendenwirbelsäule (LWS)

Bandscheibenprolaps der LWS
Symptome, Diagnostik & Therapieoptionen

Rückenschmerzen gehören heutzutage zu einem der häufigsten Volksleiden. Eine der möglichen Ursachen für solche Beschwerden ist der Bandscheibenvorfall der Lendenwirbelsäule.

Bandscheiben sind knorpelige Verbindungen zwischen den Wirbelkörpern, die Stöße abfedern und ein Aufeinanderreiben der Wirbel verhindern. Sie stellen außerdem die Flexibilität der Wirbelsäule sicher. Durch Verschleiß, Unfälle oder Fehlbelastung kann es passieren, dass Bandscheibengewebe zwischen den Wirbeln hervortritt und unter Umständen Nervengewebe einengt. Dies bezeichnen wir als Vorfall (fachlich: Prolaps).

In der Lendenregion treten Bandscheibenvorfälle am häufigsten auf. Die Patienten sind in der Regel jung, meist zwischen 20 und 50 Jahren.

Wie sich ein Bandscheibenvorfall äußert, hängt von Ausprägung und Lokalisation des Prolapses ab. Einige Patienten leiden zunächst unter schleichenden, eher unspezifischen Rückenbeschwerden, bei anderen kommt es sofort zu einem akuten Schmerz. Einen direkten Auslöser wie das Anheben einer schweren Last gibt es nur selten.

Zu den typischen Symptomen eines Bandscheibenvorfalls der Lendenwirbelsäule gehören einseitig ausstrahlende stechende Schmerzen ins Bein. Sich zu bewegen ist oft kaum noch möglich, ebenso längeres Stehen oder Gehen. Der Schmerz kann von Taubheitsgefühlen und Muskelschwäche im betroffenen Bein begleitet werden. Diese Beschwerden sind Zeichen einer lokalen Entzündung oder Reizung von Nervenwurzel oder Rückenmarkschlauch. Einige Patienten haben auch Probleme mit dem Halten des Stuhls, dem Wasserlassen oder der Potenz.

Diagnostik

Zunächst erheben wir Ihre Krankengeschichte und führen eine klinische Untersuchung durch. Dabei achten wir besonders auf die Zeichen einer neurologischen Beeinträchtigung. Eine Röntgenuntersuchung hilft uns dabei, das Krankheitsbild des Wirbelgleitens (Spondylolisthesis) auszuschließen. Die röntgenstrahlenfreie Magnetresonanztomographie (MRT) ist verbindlicher Teil der Diagnostik und ermöglicht den Nachweis eines Bandscheibenvorfalls. Vermuten wir eine beginnende oder strukturelle Schädigung, veranlassen wir noch eine neurologische Zusatzuntersuchung, um diese anhand der Nervenleitgeschwindigkeit und der Aufzeichnung der Muskelaktivität (EMG) des betroffenen Segments beurteilen zu können.

Konservative Therapie

Befinden sich Patienten in der akuten Phase, werden entzündungshemmende (nicht steroidale Antirheumatika wie Diclofenac, Ibuprofen oder Etoricoxib, bei starken Beschwerden Kortison) und oft zentral wirksame Schmerzmittel (Opioide) benötigt. Maßnahmen wie Stufenbettlagerung, Physiotherapie, Manuelle Therapie und lokale Wärme unterstützen die Schmerzlinderung. In vielen Fällen bilden sich die Beschwerden durch diese Anwendungen innerhalb von 8–12 Wochen wieder zurück.

Um die Schädigung der Kraft und damit der potenziellen langfristigen Beeinträchtigung der Bewegung der unteren Extremitäten zu beurteilen, werden die Kraftgrade der Kennmuskeln nach Janda bestimmt. Dabei unterscheiden wir 6 Kraftgrade (KG):

  • KG 0: keine Muskelkontraktion nachweisbar
  • KG 1: fühlbare Muskelspannung ohne Bewegung im Gelenk
  • KG 2: aktive Bewegung ist nur bei Aufhebung der Schwerkraft möglich
  • KG 3: aktive Bewegung ist gegen Schwerkraft möglich
  • KG 4: aktive Bewegung ist gegen Schwerkraft und leichten Widerstand möglich
  • KG 5: normale Muskelkraft 

Kann der für das vom Bandscheibenvorfall betroffene Segment typische Kennmuskel nicht mehr gegen die Schwerkraft aktiviert werden (Kraftgrad 3 von 5 oder weniger), ist eine Operation oftmals sinnvoll. In manchen Fällen kann je nach Dynamik des Kraftverlusts sogar eine Notfallsituation auftreten, welche einen zügigen chirurgischen Eingriff erfordert.

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Operation  

Im Zentrum für Wirbelsäulenchirurgie in der ATOS Heidelberg operieren wir Bandscheibenvorfälle minimalinvasiv unter Einsatz eines Mikroskops. Im Gegensatz zu früheren OP-Techniken wird heute ausschließlich das vorgefallene Material der Bandscheibe entfernt, damit die Stoßdämpferfunktion des Bandscheibengewebes so gut wie möglich erhalten bleibt. Die sogenannte Nukleotomie findet in Bauchlage statt, über einen kleinen, ca. 3 cm langen Schnitt, wobei der Zugang zum Wirbelkanal stabilitätserhaltend zwischen den Wirbelbögen erfolgt, was wiederum die kleinen Wirbelgelenke schont. Der Rückenmarkschlauch wird vom Bandscheibenvorfall mobilisiert und der Vorfall mit Mikroinstrumenten entfernt.

Ein Einsatz von Implantaten lässt sich in der Regel vermeiden. Bei einigen Patienten ist es jedoch notwendig, sehr viel Substanz der Bandscheibe zu entfernen, was absehbar zu einer Instabilität führt. Bei jüngeren Patienten, die abgesehen vom Bandscheibenvorfall noch keine wesentlichen klinischen Zeichen eines Wirbelsäulenverschleißes aufweisen, kann in diesem Fall die Implantation einer Bandscheibenprothese eine therapeutische Option darstellen. Auch diese kann minimalinvasiv über kleine Schnitte von der Seite oder dem Unterbauch eingebracht werden. Bei älteren Patienten mit deutlichen klinischen und radiologischen Verschleißzeichen im betroffenen Segment erreichen wir eine Stabilisierung mit einem Schrauben-Stab-System und einem Cage (Bandscheibenersatz).

Das Aufstehen und Herumlaufen ist direkt nach der Nukleotomie am Operationstag möglich. Patienten können in ihrer bevorzugten Liegeposition schlafen. Es ist nicht notwendig, auf dem Rücken zu liegen. Durch geschulte Physiotherapeuten erfolgt eine sichere Anleitung in die Aktivitäten des Alltags. Im Bereich OP-Nachbehandlung haben wir die Einzelheiten zur stationären Betreuung sowie der operativen Nachsorge in der ATOS Heidelberg für Sie zusammengefasst.

Radiofrequenz-Therapie (RF)

Liegt eine Vorwölbung oder ein Vorfall einer Bandscheibe vor, kommt die sog. RF-Nukleoplastie zum Einsatz. Dabei führen wir über eine Kanüle eine navigierbare Sonde in die betroffene Stelle ein. Das innovative YESDISC-Präzisionssystem ermöglicht uns eine effektive Bandscheibenentlastung (Ablation) und/oder thermische Verödung der Nervenenden im Bandscheibenring sowie eine Schrumpfung der Bandscheibenhülle (Koagulation). Das Verfahren dauert nur etwa 30 Minuten und ist arm an Nebenwirkungen. In den meisten Fällen ist nach der Behandlung keine weitere Therapie notwendig und die Patienten können schnell ihr gewohntes Leben weiterführen. In selteneren Fällen kann es jedoch zu leichten Schmerzen und/oder Blutergüssen an der Einstichstelle kommen.

Die RF-Nukleoplastie bietet zahlreiche Vorteile. Dazu gehören:

  • präzise Entfernung von Bandscheibenkerngewebe
  • Schonung des angrenzenden Gewebes
  • keine offene OP mit Vollnarkose erforderlich
  • eine 80-prozentige Erfolgsaussicht
  • geringes Komplikationsrisiko
  • schnelle Genesung